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Risiko oder Bequemlichkeit?

Argument Nummer 1 gegen eine Selbstständigkeit ist das Bedürfnis nach Sicherheit bzw. die fehlende Risikobereitschaft. Die Selbstständigkeit wird oft als Abenteuer und Wagnis gesehen.

Angestellte haben sich umfassende gesetzliche und tarifliche Rechte erkämpft und sind häufig gut gegenüber verschiedenen Risiken abgesichert. Dazu zählen besonders begrenzte Arbeitszeiten, Kündigungsschutz, Urlaubsanspruch, verlässliche Vergütung und das soziale Sicherungssystem. Daher sind Selbstständige auf den ersten Blick größeren wirtschaftlichen Risiken ausgesetzt als Arbeitnehmer:innen.

Zum Thema Risikobereitschaft bei Gründer:innen hat die KfW 2021 eine spannende Studie veröffentlicht.

In der deutschen Erwerbsbevölkerung lag die durchschnittliche Selbsteinschätzung der Risikobereitschaft bei 5,1 auf einer Skala von 0–10 (Jahr 2019). Dabei ordnen sich 24 % der mittleren Risikokategorie 5 zu. 35 % beurteilt sich als risikoscheuer (<5) und 41 % als risikoliebender (>5). Die Risikobereitschaft ist insgesamt also relativ symmetrisch verteilt.

Im Vergleich zu Angestellten sind Menschen, die 2019 selbstständig waren oder sich selbstständig gemacht haben überwiegend risikobereiter als Angestellte. Gründerinnen und Gründer haben im Durchschnitt eine höhere Risikobereitschaft als Selbstständige und diese wiederum als die Erwerbsbevölkerung insgesamt. Das deutet also darauf hin, dass sich eher risikobereitere Menschen selbstständig machen.

Im Durchschnitt stufen sich Männer risikobereiter ein als Frauen. Dabei sind die jeweiligen Differenzen zwischen Männern und Frauen sehr ähnlich, mit Ausnahme der Gründungsaffinen, bei denen beide Geschlechter fast die gleiche Risikobereitschaft zeigen.

In unserem letzten Blogbeitrag war das Risiko, das am häufigsten genannte Argument gegen eine Gründung.  Auch in Gesprächen mit Frauen hören wir oft den Satz „Selbstständigkeit klingt toll, dafür bin ich aber nicht risikobereit genug.“ Unsere Fragen darauf lauten jedes Mal gleich: „Was siehst du als Risiko?“ „Was ist das schlimmste, was passieren könnte, wenn deine Selbstständigkeit nicht funktioniert?“ „Hast du Angst vor dem Verlust von materiellen Dingen?“

Natürlich hat jeder darauf seine ganz eigene Antwort. Natürlich muss nicht jede(r) ein Unternehmen gründen. (Zum Glück nicht.) Natürlich ist es legitim einen gewissen Standard halten zu wollen.

Wir fragen dennoch bewusst provokant, was ist DAS RISIKO und ist es fehlende Sicherheit oder Bequemlichkeit?