Im jährlichen Doing-Business-Report (DBR) der Weltbank erzielt Deutschland bisher jedes Jahr einen hinteren Platz. Als Grund wird aufgeführt, dass die Gründung eines Unternehmens in über einhundert Ländern leichter sei als hierzulande. Im Jahr 2020 belegte Deutschland den Platz 125 von 190 Ländern.?
Die Beurteilung erfolgt durch die einzelnen Gründungsschritte in Form des Kosten- und Zeitfaktors und beginnt mit der Überprüfung des Firmennamens bis zur Registrierung beim Finanzamt. (Achtung, hier geht es um die Gründung einer GmbH. Personengesellschaften und Freiberufler, bei denen sich die Gründungen mit einem geringeren Aufwand umsetzen lassen, werden an dieser Stelle nicht berücksichtigt.)
Dennoch müssen bei der Existenzgründung ungeachtet der Unternehmensform (wir ahnen es schon) diverse rechtliche Voraussetzungen beachtet werden. Grundsätzlich besteht in Deutschland nämlich durch Artikel 12 des Grundgesetzes eine Gewerbefreiheit. Diese besagt, dass jede Person selbstständig ein Gewerbe betreiben darf.
AUßER…
Die genehmigungspflichtigen Berufe im Handwerksbereich (Handwerksordnung) und den Bereich der freien Berufe (z. B. Ärzte, Rechtsanwälte, Berater etc.) gibt es Besonderheiten. In diesen Branchen werden die zuständigen Kammern informiert, die selbständig prüfen, ob eine Genehmigung erteilt werden kann. Zusätzlich sind bei der Eröffnung eines Einzelhandelsgeschäftes eine Einzelhandelserlaubnis und ein polizeiliches Führungszeugnis sowie in der Gastronomie ein Gesundheitszeugnis Voraussetzung.
Im Rahmen des Global Entrepreneurship Monitors und der Zusatzbefragung des KfW-Gründungsmonitors wurden gründungsspezifische Voraussetzungen durch Expertinnen und Experten sowie durch Gründerinnen und Gründer bewertet. Grundsätzlich beurteilen Letztere (um die geht es ja…) die Rahmenbedingungen kritischer als Erstere.
Die rechtlichen Voraussetzungen bewerten die Gründerinnen und Gründer im Mittelfeld, wobei die Verfügbarkeit des Eigen- und Fremdkapitals sowie die öffentliche Förderung schlechter abschneiden. Eine mögliche Ursache dafür könnte sein, dass ihnen der Überblick über die Fördervielfalt und ein unkomplizierter Zugang dazu fehlen.
Übereinstimmungen beider Gruppen bestehen in der Vermittlung unternehmerischer Kenntnisse und Fähigkeiten. Diese Voraussetzung erzielt bei beiden Abstimmungen den LETZTEN PLATZ. ? Der dringende Bedarf an gründungsbezogenen Inhalten in deutschen Schulen scheint erheblich zu sein. Zusätzlich nehmen beide das Engagement der Politik zu diesem Thema nur als ausreichend wahr. ?
In diesen Umfragen werden schon Gründer:innen befragt. Also Personen, die sich mit dem Thema Gründung auseinandersetzen. Was würde also passieren, wenn bereits in der Schulzeit das Thema „Unternehmertum“ viel mehr Beachtung bekäme??