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Warum Frauen seltener ein Unternehmen gründen…

Für Gründerinnen gelten bei der Gründung die gleichen formellen Voraussetzungen wie für Männer. Dennoch gründen weniger Frauen ein Unternehmen als Männer. (Siehe Blogartikel „Aktuelle Situation“) Neben Unterschieden in den Persönlichkeitsmerkmalen (Frauen haben zum Beispiel ein größeres Bedürfnis nach Sicherheit)  werden Gründerinnen bei der Unternehmensgründung stärker gefordert und werden in einigen Aspekten sogar vor größere Herausforderungen gestellt als männliche Gründer.

 

Die typische Phase der Unternehmensgründung fällt häufig mit der Familienplanung zusammen. Somit ergeben sich bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf besondere Herausforderungen. Gründerinnen sind deutlich stärker familiär eingebunden. Die doppelte Verantwortung macht sich deutlich in der Arbeitszeit (Montag und Samstag) bemerkbar. Sie liegt bei Gründerinnen mit Kind knapp neun Stunden unter dem Wert für Gründer mit Kind. Die Doppelbelastung für Gründerinnen bestätigt sich zudem, indem die durchschnittliche Arbeitszeit von Gründerinnen und Gründern mit und ohne Kinder betrachtet wird. Gründerinnen ohne Kind arbeiten von Montag bis Samstag im Durchschnitt nahezu sechs Stunden mehr als Mütter. Bei den Gründern dagegen unterscheidet sich die Arbeitszeit an diesen Tagen zwischen Vätern und kinderlosen Männern nicht.

 

Ein weiterer Aspekt, der Gründerinnen vor eine Herausforderung stellt, ist ihr gewünschtes Geschäftsmodell. Beinahe 54 % gaben an, dass sich ihr Geschäftsmodell an gesellschaftlichen Problemstellungen orientieren soll. Nur 69 % der Gründerinnen verfolgen das Ziel, ökonomisch erfolgreich zu sein. Unternehmen mit gesellschaftlichem Bezug sind jedoch meist weniger profitabel und haben es oft schwerer, Unterstützung zu finden und sich am Markt durchzusetzen.

 

Zusätzlich werden Frauen im Bereich der Finanzierung benachteiligt, auch durch die zuvor genannten Geschäftsmodelle. Insgesamt haben 42,3 % der Frauen und 56,7 % der Männerteams bisher externes Kapital erhalten. Unabhängig vom Geschlecht sind die eigenen Ersparnisse die häufigste Finanzierungsform für Gründungen in Deutschland. Unterschiede zeigen sich bei Investitionen durch Business-Angels und Venture-Capital (VC). Auf diese Finanzierungsform wird erheblich öfter von Männerteams zurückgegriffen. Insgesamt 5,2 % der Gründerinnen-Teams haben bisher eine Million Euro oder mehr erhalten, bei den Gründer-Teams sind es dagegen 27,8 %. Auch bei den staatlichen Fördermitteln liegen die Gründer-Teams mit 41,5 % vor den Gründerinnen-Teams mit 27,5 %

 

Der Vergleich zwischen favorisierten und realisierten Kapitalquellen zeigt, in welchen Bereichen Differenzen bestehen. So wird bei der VC-Finanzierung erkennbar, dass Frauenteams diese selten beabsichtigen. Ihre Erfolgsaussichten sind diesbezüglich allerdings auch gering. Ähnlich verhält es sich bei der Finanzierung über Business-Angels. Insgesamt 33,1 % der Frauenteams favorisieren diese Finanzierungsform, doch nur 7,7 % konnten sie bisher realisieren.

 

Des Weiteren zeigt eine aktuelle Forschung im New Yorker Start-up-Ökosystem, dass Gründerinnen bei vergleichbarer Qualität ihres Unternehmens und einem ähnlichen Kapitalbedarf potenzieller Investoren mit anderen Fragen konfrontiert werden als Gründer. So erhalten Männer oft die Möglichkeit, über ihre Visionen für die Zukunft zu sprechen. Frauen sollen dagegen häufiger Auskunft zu Kunden und Finanzprognosen geben. 

 


Quelle: Female Founder Monitor 2020