Der Female Founders Monitor 2025 zeigt deutlich, dass Frauen in der deutschen Startup-Szene massiv unterrepräsentiert sind. Der Gründerinnenanteil liegt aktuell bei nur 18,8 % – und ist im Vergleich zum Vorjahr sogar gesunken. Trotz einzelner Fortschritte bei Finanzierung und Sichtbarkeit bestehen strukturelle Barrieren. Im Folgenden findest du eine ausführliche Zusammenfassung der zentralen Erkenntnisse und eine Erklärung, warum so wenige Frauen ein Startup gründen:
Hauptgründe für den geringen Gründerinnenanteil
1. Frühe Prägung durch Gesellschaft und Bildungssystem
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Schon im Studium zeigen sich Unterschiede: 60 % der Studentinnen legen mehr Wert auf Arbeitsplatzsicherheit (vs. 32 % der Männer). Nur 21 % der Studentinnen können sich vorstellen, zu gründen oder in einem Startup zu arbeiten (vs. 40 % der Männer).
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Männer entdecken Unternehmertum oft schon in Jugend oder Studium (65 %), Frauen meist erst im Berufsleben (43 %).
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Frauen schreiben sich selbst eher „kommunikative“ und „organisatorische“ Stärken zu, Männer hingegen „Vision“, „Strategie“ und „Risikobereitschaft“.
2. Fehlende Vorbilder und stereotype Rollenbilder
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Es fehlen sichtbare weibliche Role Models in Führungspositionen.
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Gründerinnen betonen die Bedeutung von Vorbildern wesentlich stärker als Männer.
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Stereotype beeinflussen Entscheidungen und Selbstwahrnehmung bereits im Schulalter.
3. Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum
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Die Gründungsphase fällt häufig mit der Familiengründung zusammen.
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73 % der Mütter mit Kindern unter 6 Jahren arbeiten Teilzeit – bei Vätern sind es nur 9 %.
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Zeitliche Ressourcen für Gründung und Ausbau des Startups sind daher bei Frauen deutlich begrenzter.
4. Struktur des Startup-Ökosystems
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Nur 10 % aller Startups werden ausschließlich von Frauen gegründet.
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64 % der Teams bestehen ausschließlich aus Männern.
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Netzwerke und Kapitalgeber sind mehrheitlich männlich dominiert, was durch den sogenannten „Similarity Bias“ verstärkt wird – man investiert bevorzugt in Menschen, die einem ähnlich sind.
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Nur 9 % des Venture-Capital-Volumens fließt in Startups mit mindestens einer Gründerin.
Handlungsempfehlungen und Chancen
1. Mehr Bildung & Vorbilder
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Einführung von Entrepreneurship-Bildung ab Schule und Uni.
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Stärkere Sichtbarkeit erfolgreicher Gründerinnen.
2. Bessere Vereinbarkeit
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Ausbau von Betreuungsangeboten, flexiblere Elterngeldregelungen.
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Mutterschutzregelungen für Selbstständige müssen verbessert werden.
3. Zugang zu Kapital erleichtern
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Förderung diverser Investoren-Teams.
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Sensibilisierung für unbewusste Biases bei Kapitalgebern.
Ein Blick auf die Gesamtzahlen – und warum auch sie nicht ausreichen
Wer auf die allgemeinen Gründungszahlen schaut, sieht ein anderes Bild:
Laut KfW-Gründungsmonitor liegt der Anteil der Gründerinnen in Deutschland bei rund 40 %.
Klingt besser.
Ist aber nicht die ganze Wahrheit.
Denn wir sprechen hier von einer Gründungsquote von gerade einmal 1,04 % unter allen Erwerbstätigen.
Also: sehr, sehr gering.
Und viele dieser Gründungen entstehen im Nebenerwerb – neben dem Job, in der Freizeit, mit viel Herzblut, aber begrenzter Reichweite.
Ein kleines Café, ein Etsy-Shop, eine Beratungsdienstleistung.
Kein skalierbares Startup – aber eine Gründung. Eine Entscheidung. Eine mutige.
Egal ob traditionell oder Startup –
wir müssen ganz grundsätzlich anders ansetzen.
Kapital? Netzwerke? Unterstützung? Fehlanzeige.
Der Female Founders Monitor zeigt, wie stark der Gendergap beim Thema Finanzierung ist:
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Nur 15 % der Finanzierungsrunden gehen an Startups mit Gründerinnen
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Nur 9 % des VC-Volumens fließen an sie
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91 % des gesamten Venture Capitals landen bei reinen Männerteams
Gerade reine Frauenteams haben es extrem schwer, Investor:innen zu finden, sich Gehör zu verschaffen, die richtigen Netzwerke zu betreten.
Es ist ein Systemproblem.
Und doch stellt sich eine viel grundlegendere Frage:
Warum ist Gründen für viele Frauen überhaupt keine Option?
Ich erlebe es oft.
Ich führe Gespräche.
Und ich höre immer wieder dieselben Sätze:
„Ich würde ja gern… aber ich weiß nicht, wie.“
„Ich hab keine Idee.“
„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“
„Wo bekomme ich Geld her?“
„Was, wenn’s nicht klappt?“
Diese Fragen sind nicht banal.
Sie sind real.
Und sie zeigen: Wir müssen sichtbar machen, wie Gründung geht.
Ich nehme da gern meine eigene Schwester als Beispiel.
Sie ist Polizistin, Beamtin, ein Job mit Sicherheit – zumindest auf dem Papier.
Wir haben oft über Gründung gesprochen.
Und jedes Mal kam: „Ich hätte gar keine Ahnung, wie ich das anstellen müsste.“
Und genau deshalb gibt es WHO:IN.
Weil wir Räume brauchen, in denen man Fragen stellen darf.
Weil wir Orte brauchen, an denen Wissen geteilt wird.
Weil wir eine Plattform brauchen, auf der Gründerinnen sichtbar werden,
und auf der die, die noch nicht gegründet haben, eine Stimme bekommen.
Wir müssen:
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zuhören
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zusprechen
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ermutigen
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unterstützen
Nicht alle müssen gründen.
Nicht jede will das.
Und das ist auch völlig in Ordnung.
Sicherheit ist ein Bedürfnis, und es ist okay, in einem Angestelltenverhältnis glücklich zu sein.
Aber für die, die wollen, muss Gründung eine echte, erreichbare Option sein.
Und dafür braucht es Austausch. Vorbilder. Sichtbarkeit.
Und genau das wollen wir mit WhoIn bieten.
Fazit
Wir stehen nicht am Anfang – aber wir sind noch lange nicht da, wo wir hinmüssen.
Gründen darf kein Mysterium mehr sein.
Und es darf auch kein exklusiver Club bleiben.
Lasst uns offen darüber sprechen.
Lasst uns voneinander lernen.
Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass mehr Frauen gründen können – wenn sie es wollen.